Nachdem ich während meiner
langjährigen Studien viele widersprüchliche Berichte über das
Reich Bremonien, daß sich im Osten des Kontinents Caedwyns befinden soll,
gelesen habe, beschloß ich selbst in dieses ferne Land zu reisen, um zu
erfahren, was wahr und was an diesem Geschichten Legende ist.
Im
Frühling des Jahres 602 n.GC. brach ich in Nadir mit einem Handelsschiff
der Handelsgilde der Hochlande über das Innere Meer in Richtung Osten auf.
Hier ist mein Bericht über dieses Atemberaubende Land und seine
Bewohner:
- Jasgar, Magier vom Orden der
Wächter Das erste Mal betrat ich den
Osten Caedwyns in GaRod. Noch völlig erschöpft von der langen Reise
war ich noch gar nicht fähig, die vielen Sehenswürdigkeiten zu
bestaunen, die ein Reisender schon in GaRod sehen kann.
Die
Überfahrt dauerte gut zwei Wochen. Wir hatten nach Aussage der Besatzung
enormes Glück, daß wir keinen der berüchtigten Stürme, die
regelmäßig das Innere Meer heimsuchen, erlebten. In GaRod angelangt
verließ ich den Handelssegler und schaute mir zuerst die Stadt an. Diese
Stadt wurde von unendlich vielen Kanälen durchzogen, wie ein albeischer
Käse mit Löchern. Man nennt GaRod auch die Stadt der Kanäle und
Brücken. Ich zählte allein mehr als 100 Brücken, wovon Eine
schöner ist als die Andere. Nach Aussage eines Stadtbewohners gibt es mehr
als 250 Brücken, aber wieviele es genau sind, kann niemand mit
Bestimmtheit sagen. Ich übernachtete im schwarzen Fährmann. Die
Besitzerin machte einen exzellenten Blaubeerkuchen. Doch mindestens genauso gut
ist der Wein, der im Fährmann ausgeschenkt wird. Nach einer
durchzechten Nacht machte ich mich am darauffolgenden Tag per Pferd nach
Nordosten auf.
Meine Reise führt mich nach wenigen Tagen an den
Rand des Pendarn Waldes. Von diesem Ort hatte ich schon viel gelesen. Meine
Neugier trieb mich an, so schnell wie möglich den Bewohner des Waldes zu
begegnen; denn hier sollten Elfen und Feen leben.
Berichten zufolge,
die ich noch in der Magiergilde in Nadir studiert hatte, sollte es hier auch
Ents geben. Sicher ist dieser Wald eine eigene Reise wert und vielleicht werde
ich auf meinem Rückweg versuchen die sagenumwobene Stadt Ra-Pen zu finden.
Doch vorerst zog ich es vor, weiter nach Osten zu reisen, nach Bremon der
Hauptstadt des Königreiches.
So reiste ich in Richtung Norden, um
den Wald zu umrunden, da man mir in GaRod sagte, daß der Celynsee etwas
ganz Besonderes sei. An der Nordspitze des Pendarn erreichte ich das
Südufer des Celyn Sees. Ich bekam einen ersten Eindruck von der Natur
dieses Landes; der Nebel lag über den Wassern, welcher fast alle
Geräusche verschluckte, die vom See kamen. Die Wogen, welche vom stetigen
Wind aufgeworfen wurden, kamen fast lautlos an das Ufer. Kein einziger
Sonnenstrahl erreichte den Boden; alles war in ein graues Zwielicht getaucht.
Es war eine gespenstische Stimmung, die dieses Land umgab. Urplötzlich
hörte ich Reiter, die sich von Süden meiner Position nährten.
Sie mußten mit ernormer Geschwindigkeit unterwegs sein und bis an die
Zähne bewaffnet, denn ich konnte eindeutige Geräusche wahrnehmen. Ich
brachte mich mit einem Satz in Sicherheit und versteckte mich hinter einem
umgestürzten Baum. Gerade noch rechtzeitig, denn Sekunden später
brachen ein gutes Duzend Reiter in roten Rüstungen aus dem Nebel und
ritten im fliegenden Galopp an mir vorbei in Richtung.
Die Ebenen
östlich des Celyn scheinen ebenso abweisend wie der See, tief hängen
die Wolken über den Wiesen und Bäumen. Sie scheinen sich den
Lichtverhältnissen angepaßt zu haben, fast alle Blätter auf den
Bäumen haben rot-braune Blätter, obwohl es gerade erst Sommer wird.
(Elk ist kein Botaniker und hat noch nie etwas von Photosynthese o.ä.
gehört !).
Ein Fallensteller, einer der wenigen Menschen der mir
auf meiner Reise durch das ösliche Brermonien begegnet ist, erzälte
mir, daß die wenigsten Bäume grüne Blätter bekommen, die
meisten behalten ihre rostige Farbe das ganze Jahr über. Mir scheint, das
Bremonien das Land des ewigen Herbstes ist. Die Tiere die der Mann jagte, waren
hauptsächlich Hirsche, jedoch von viel größerem Wuchs als die,
die ich aus Cal oder den Hochlanden kannte. Einige Wolfsfelle waren ebenfalls
unter seiner Beute, und er berichtete mir, daß es in Bremonien
häufig Fälle von Lykantrophismus gäbe und ich mich in Acht
nehmen sollte. Des weiteren erwähnte der Jäger ein Rabenvolk, dessen
Vögel sehr groß seien und die, die menschliche Sprache sprechen
könnten. Ich hörte im Osten noch öfter über diese Raben,
doch das meiste waren nur Legenden und Geschichten. Einen echten Hinweis oder
gar Beweis habe ich nicht finden können.
Der stetige Wind, welcher
zeitweise zu einem wütenen Sturm anschwoll und regelmäßige
Regenfälle ließen mich nur sehr langsam vorankommen und oft
mußte ich in einem der vielen dunklen Wälder unterschlupf suchen um
auf ruhigeres Wetter warten.
Sieben Tage, nachdem ich GaRod verlassen
hatte erreichte ich die Dunkle Schlucht und wäre fast in die Tiefe
gestürzt, lag doch wiedermal dichter Nebel über den Landen. So kann
ich nicht viel über die Spalte berichten, in dessen Tiefen es
unermäßliche Schätze und unbeschreibliche Wesen geben soll und
welche das Ostland geographisch beherrscht, war doch so gut wie nichts von ihr
zu sehen. Die Sichtweite mag um die hundert Schritt betragen haben doch die
andere Seite war nicht zu erkennen. Auch der Grund war nicht zu erahnen; ein
Stein den ich in die Schlucht fallen ließ warf kein Geräusch zu mir
zurück, der Nebel verschlang jeden Laut.
Ich reiste weiter nach
Nordosten, um zwischen dem Fluß Cylen und der Dunklen Schlucht zur
Nordspitze der riesigen Erdspalte zu gelangen, wo sie umrunden und nach
Süden zur Stadt Roden weitereisen werde.
Das Landschaftsbild hat
sich kaum verändert. Es gibt hier kaum Berge, nur Ebenen und flache
Hügel auf denen die roten Wälder von Bremonien stehen. Meinen
ersten Kontakt mit den Menschen und der Kultur der Bremonier hatte ich in dem
Dorf Dorn.
Es sind keineswegs Barbaren, wie viele der Berichte
behaupteten, die ich in Nadir studiert hatte, obwohl ihr Aussehen solch eine
Beurteilung erklären würde. Die Männer sind alle samt groß
und kräftig gebaut und haben blonde bis rötliche Bärte und
Haare, welche sie lang und offen mit einigen Zöpfen tragen. Sie wirken
jedoch gepflegt und tragen keine groben Felle am Körper, wie mir
erzählt wurde. Vielmehr scheint die Lederverarbeitung und die Weberei
einen hohen Standard erreicht zu haben, die Farben ihrer Kleidung erinnert an
die Bäume des Landes, viel dunkles rot und braun. Die Frauen stehen den
Männern in nichts nach, sie sind hoch gewachsen und haben schöne
Gesichter, welche von meist langen roten Haaren eingerahmt werden, die aufgrund
ihrer natürlichen Lockung recht wild wirken. Die Leute in Dorn leben von
Landwirtschaft und Viehzucht. Die Böden der Felder sind gut und die Ernten
reichlich und es sieht so aus, als müßte niemand Hunger leiden. Die
Rinder haben ein langes, schwarzes Fell und armlange Hörner, ich
schätze, daß so ein Tier an die fünf Doppelzentner wiegen mag.
Die großen Häuser im Dorf sind aus rötlich-grauem
Sandstein gebaut und bestehen aus nur einer Etage. Die Dächer haben einen
flachen Giebel und sind mit Holzschindeln gedeckt. Das Holz, das zum Bau
verwendet wird stammt von der Bluteiche und ist sehr dunkel, fast schwarz. Die
Häuser wirken äußerst massiv.
Etwas vom Dorf abgelegen
steht eine kleine Kapelle mit Glockenturm, und einem kleinen Friedhof. Hier
wird Kulutus, der auch der Einzige genannt wird, verehrt. Es gibt nur diese
eine Religion in Bremonien, welche keinen besondernen Stellenwert einnimmt. Es
werden in seinen Namen Erntedankfeste gefeiert, Hochzeiten gehalten und die
Toten beerdigt, religiösen Fanatismus oder Glaubenskriege gibt es hier
nicht. Die Priester haben keine magischen Fähigkeiten, es handelt sich
eher um ein ehrenamtliches Amt. Oft helfen die Vertreter des Einzigen Kindern
und Tieren auf die Welt und pflegen Kranke. Die meisten haben gute Kenntnisse
über Kräuter, Pflanzen und Tiere. Das Zeichen des Einzigen war der
allumfassende Kreis, der von den Gläubigen durch aneinanderlegen von
Daumen und Zeigefingern dargestellt wird.
Die Menschen haben mich
freundlich aufgenommen und mir angeboten eine Weile in Dorn zu bleiben, um mich
von meiner Reise zu erholen. Es wurde während ich in Dorn war, ein Fest
gefeiert, zu dem ich herzliche eingeladen wurde. Während meines
Aufenthaltes in Dorn habe ich viel über die Bremonier gelernt; erst
einmal, daß alle Menschen frei sind, denn es gibt hier keine
Leibeigenschaft. Jede Familie zahlt jedoch Steuern an den entsprechenden
Herzog. Außerdem darf hier jeder eine Waffe tragen, ich habe kaum einen
Mann ohne Schwert oder Axt gesehen und auch die Frauen sind nicht unbewaffnet.
Das Kriegshandwerk ist hier hoch angesehen, wie hoch sollte ich aber erst am
Abend des Festes erkennen, zu dem man mich eingeladen hatte. Das ganze Dorf
versammelte sich in einer der großen Scheunen, welche für diesen
Anlaß leergeräumt und geschmückt worden war. Zu Beginn war ich
sehr erstaunt über die Dörfler, kamen sie doch nicht in den guten
Kleidern, die nur an Festtagen aus dem Schrank geholt wurden, wie das bei uns
der Fall wäre, sondern wie für eine Schlacht gerüstet. Sie
trugen Kettenhemden und Schuppenpanzer, Schwerter und Schlachtbeile, Schilde
und Helme, sie wirkten äußerst imposant und waren sehr
fröhlich. Als alle beisammen waren, erzählte der Gastgeber, Borken
von Dorn viele Geschichten, die die Heldentaten seiner Familie beinhalteten und
bei jedem Höhepunkt jubelten die Gäste, schlugen mit ihren Waffen auf
ihre Schilde und tranken auf den Helden der Erzählung. Zu meist handelte
es sich bei den Sagen um Berichte von Schlachten gegen die Thrusken und Modru,
in denen die Vorfahren gekämpft hatten. Es wurde gesagt, wie und wieviele
sie erschlagen hatten und es endete meist mit dem ehrenvollen Tod des Kriegers.
Mit der Zeit näherten sich die Geschichten immer mehr der Gegenwart, die
Bremonier wurden lauter und die Krüge immer schneller leer. Nachdem Borken
die Taten seines Großvaters und Vaters geschildert hatte, wobei letzterer
auch anwesend war und bei dieser Geschichte am lautesten von allen geschrien
hatte, trat sein Sohn neben ihn. Er brachte den Vortrag über seine
Vorfahren mit der Geschichte von Borken von Dorn seinem Vater zu Ende. Der
folgende Sturm des Jubels ist kaum zu beschreiben, sie schrien aus vollen
Hälsen und hämmerten so stark sie konnten auf ihre Schilde, ein
wahnsinniger Lärm der minutenlang anhielt. Als endlich wieder Ruhe
einkehrte, überreichte Borken seinem Sohn sein Schwert, das schon viele
vor ihm getragen hatten und der größte Familienbesitz war. Nun sei
es an ihm den Ruhm der Familie zu mehren und viele große Taten auf dem
Schlachtfeld zu vollbringen. Wieder erscholl begeisterter Jubel in der Scheune
und das Fest begann, es wurde getanzt, gesungen, gegessen und vor allem viel
getrunken. Als ich später Borken fragte, was das alles zu bedeuten habe,
erklärte er mir, daß es in Bremonien nichts angeseheneres gebe als
ein Krieger, der sein Handwerk versteht und seiner Familie Ruhm und Ehre
brächte. Es darf sich jeder den Armeen des Königs anschließen,
doch bekommt man dort keinen Sold, es ist schließlich eine Ehre für
Bremonien zu kämpfen und so muß der Krieger von seiner Familie
versorgt werden. Da die meisten Familien nur einen Krieger finanzieren
können, hat es sich so eingebürgert, daß der älteste Sohn
zu Felde zieht und sollte er fallen rückt einer seiner Brüder nach.
Es ist selten aber auch nicht unüblich, daß der Krieger einer
Familie eine Frau ist.
Ich verließ das Dorf Dorn zusammen mit dem
jungen Krieger, Rohm von Dorn war sein Name, und wir machten uns in
südliche Richtung nach Roden auf. Zum ersten Mal während meines
Aufenthaltes im Osten war das Wetter klar, nur wenige weiße Wolken zogen
in großer Höhe über den blauen Himmel und obwohl immer noch ein
kalter Wind wehte, verstand ich nun, warum die Bremonier ihr Land so liebten.
Die Sonne verwandelte die dunklen Bäume in rot-goldene Wälder, die
prachtvoll über das Land strahlten und auch die Ebenen wirkten nicht mehr
grau und öde. Überall sah man kleine Bäche und Flüsse, die
sich durch die Wiesen windeten und sich in kleine Seen ergossen. Hier und da
ragten schroffe graue Felsen aus dem Boden und kleine Wasserfälle sprangen
über ihre Kanten. In der Ferne sah ich oft die großen Hirsche in den
hohen Gräsern stehen und ich fand noch viele Spuren von Wildschweinen,
Hasen und sogar die eines Bären. Am Abend ging die Sonne blutrot unter, so
daß es den Anschein hatte, als ob der Himmel zu brennen schien. Das Feuer
aus den Wolken tauchte Bremoniens Landschaft in glühendes Licht, das die
goldenen Wälder regelrecht entflammen ließ. Allein dieser Anblick
war die ganze Reise wert.
Während des Weges nach Roden lernte ich
von Rohm viel über die Bremonier. Sie glauben an die Ehre und allem
Anschein nach gibt es nichts, was einen Bremonier dazu veranlassen könnte,
sein Land und sein Volk zu verraten. Die Wörter Lüge und Feigheit
scheinen in diesem Land überhaupt nicht zu existieren, und das Wort eines
Bremoniers wird nicht gebrochen. Ich muß allerdings sagen, daß
diese Aussagen von einem jungen, unerfahrenen Krieger stammen und ich bin mir
nicht sicher, ob diese Ideale von allen Bürgern Bremoniens erfüllt
werden.
Der Magie gegenüber sind die Ostländer
äußerst mißtrauisch, sie sind der Meinung das Zauberei vor
allem dazu diene, aus dem Hinterhalt anzugreifen und einem ehrvollen Kampf von
Angesicht zu Angesicht auszuweichen. Ich glaube diese Einstellung beruht auf
der Tatsache, daß die Bremonier kein besonders magiebegabtes Volk sind
und alle Zauberkünste, die sie bisher gesehen haben, von Feinden gegen sie
verwendet worden sind. Ich werde mich hüten hier offen einen Zauber zu
wirken.
Leider hielt das Wetter nicht sehr lange und als wir am dritten
Tag Roden erreichten, war die Sonne schon seit Stunden hiter den dicken Wolken
verschwunden, aus den es heftig zu regnen begann. Der stetige Wind, die tief
hängenden Wolken und der feine Regen hatten Bremonien wieder in das
herbstliche Land verwandelt, das ich schon während der ersten Wochen hier
im Osten kennen gelernt hatte. Vielleicht lag es an diesen Umständen,
daß mir Roden recht trostlos vorkam.
Eine trutzige Mauer
umschloß die Stadt, über die nur zwei Gebäude hinaus ragten.
Das schwere eisenbeschlagende Tor war geschlossen, und nur eine kleine Tür
wurde für uns geöffnet. Dahinter warteten ein halbes Dutzend Krieger,
die alle schwer gerüstet waren und vor allem mich mißtrauisch
musterten. Sie fragten mich, wer ich sei und was mich hierher treiben
würde. Meine Erklärung, daß ich eine Reise durch Bremonien
mache, um Land und Leute besser kennen zu lernen verbesserte die Situation
nicht im geringsten. Der Hauptmann befahl zweien seiner Männer, mich durch
die Stadt zu begleiten und ich glaubte nicht, daß sie eine Ehrenwache
gewesen seien.
Die Stadt Roden unterscheidet sich gänzlich von den
Städten des Westens, allein Charon läßt eine wagen Vergleich
zu. Die Bremonier legten allem Anschein nach keinen großen Wert auf
Zierrat wenn es um ihre Städte ging. Es gab keine kunstvollen Bauten,
keine marmornen Staturen und keine bunten Wimpel auf den Türmen. Alles war
sehr zweckmäßig, einfach aber rustikal. Die Häuser waren wie in
Dorn aus rötlichem Sandstein und dunklem Blutbuchenholz gebaut, hatten
jedoch keine so große Grundfläche, aber dafür zwei Stockwerke.
Ein erheblicher Anteil aller Gebäude waren Garnisonen, Kasernen,
Waffenlager und andere militärische Einrichtungen, zu denen ich keinen
Zutritt bekam. Alle Straßen waren gepflastert und sauber und in
regelmäßigen Abständen fand man tiefe Brunnen. Die
Geschäfte in Roden boten überwiegend Dinge an, die man im
täglichen Leben brauchte.
Ich habe nicht einen Juwelier oder
Goldschmied entdecken können, auch teure Stoffe wurden nicht angeboten.
Allgemein schien jede Form von Luxus zu fehlen, allerdings machte es den
Eindruck, als würde er von den Bewohnern nicht vermißt werden.
Das Wirtshaus in das ich einkehrte war aufgeräumt aber
gemütlich. Ein langer massiver Tresen beherrschte den größten
Teil des Gastraumes, in dessen einer Ecke ein kleines Podest für einen
Barden aufgebaut war. Der Holzboden war gefegt, an den senkrechten Balken die
die Decke trugen waren einfache eiserne Kerzenhalter befestigt und ein
großer Kamin, in dem den ganzen Tag ein wärmendes Feuer brannte,
machte aus dem Raum eine behagliche Schankstube. Keine Schnitzerei, kein Bild
oder andere Verzierungen störten seine Schlichtheit.
Während
meiner sieben Tage Aufenthalt in Roden fielen mir verschiedene Dinge auf, die
hier erwähnt werden sollten. Roden war die zweit größte Stadt
Bremoniens doch habe ich nirgendwo einen Bettler oder Hausierer gesehen. Als
ich meine stetigen Begleiter, die mit zugeteilten Wachen, danach fragte,
erklärten sie mir, daß betteln nicht ehrenvoll sei. Jeder
Bürger Bremoniens hat Anspruch auf ein Stück Land auf dem er
Viehzucht betreiben, oder es bestellen kann, außerdem wären die
Menschen hier viel zu stolz, um Almosen zu erbitten. Eine
Überbevölkerung oder Landnot kommt durch die stetigen Verluste bei
den Grenzkriegen mit dem Thruskischen Imperium nicht zustande. Diejenigen, die
körperlich nicht mehr in der Lage sind sich selbst zu versorgen und keine
Familie haben, die sich um sie kümmert, werden in den Armeedienst
genommen. Hier werden sie in Lederwerkstätten, beim Pfeil- und Bogenbau
und in Schmieden beschäftigt. Ich hatte noch nie zuvor einen einarmigen
Schmied gesehen, wahrlich beeindruckend.
Sehr auffällig war auch
die relative Ruhe, die in der Stadt vorherrschte. Nur einmal wurde ich von
religiösem Glockengeläut geweckt und auf dem Marktplatz gab es keine
schreienden Händler die ihre Waren anpriesen, auch nachts wurde mein
Schlaf nur selten durch betrunkene Randalierer gestört, die in den
Straßen grölend umherirrten. Dagegen liebten die Bremonier die Musik
und in jeder Schankstube gab es einen Platz für einen Spielmann und meist
eine kleine Auswahl an Instrumenten. Sehr viele der Krieger beherrschten selbst
ein Instrument, meistens Laute oder Harfe, um die Saga ihrer Familie vortragen
zu können.
Diese Beschreibung der Stadt Roden mag für einige
schon fast langweilig erscheinen, aber dem muß ich widersprechen. Die
starken Mauern, die hohe Anzahl von Kriegern und die beschriebene Ruhe
vermittelten ein Gefühl der Sicherheit, daß für die Bremonier
sehr wichtig zu seinen scheint, leben sie doch schon seit Jahren im Krieg mit
den Thrusken. Die Menschen hier suchen Frieden und Geborgenheit und
verzichteten dafür auf die ganze Aufregung um Götter, aufwendige
Architektur und Luxusartikel, die das Leben heute in unseren Städten
bestimmt.
Die beiden größten Gebäude Rodens sollten
noch erwähnt werden. Das erste ist die Rohdenfeste. Der Sitz des Herzogs
von Roden ist relativ klein und liegt am Südrand der Stadt. Sie wird von
einer zusätzlichen Mauer umgeben über die hinweg nur der
mächtige Burgfried zu sehen ist.
Das beeindruckendere Bauwerk ist
der Dom von Roden, dem ein Kloster des Einzigen angeschlossen war. Die hohe
zweitürmige Kirche hatte einige sehr große Buntglasscheiben und die
beiden bronzernen Glocken hatten einen Bodendurchmesser von mehr als zwei
Schritt.
Nachdem ich Roden verlassen hatte, ritt ich auf einer gut
befestigten Steinstraße weiter nach Osten, in Richtung Bremon, der
Hauptstadt...
Hier endet vorerst der Bericht.
[Wird
fortgesetzt]
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