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"Krieg, Handel und
Piraterie - dreieinig sind sie, nicht zu trennen!"
Mephistopheles, Faust
Teil II |
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Das goldene Zeitalter der
Piraterie war zum einen durch Krieg, Hungersnot, Verfolgung
Andersgläubiger und bittere Armut geprägt. Bildung war für
einfache Menschen immer noch ein Fremdwort. Kaum eine Frau und nur jeder vierte
Mann konnte lesen und schreiben.
Auf der anderen Seite
wurden neue Länder entdeckt, die sich die Herrscher Europas untertan
machten und deren unermeßliche Reichtümer sie ausbeuten konnten,
oder mit denen lohnende Handelsbeziehungen geschlossen wurden.
Das einfache Volk hatte
nichts davon außer harter Arbeit, ungenügender Bezahlung und dem
Risiko, das eigene Leben zu verlieren.
Was lag also näher
als das Wagnis einzugehen, sein Leben als Verbrecher an einem Galgen zu beenden
- oder schnell zu Reichtum zu kommen, indem man es den Reichen
stiehlt. Aus der staatlich geförderten Freibeuterei und der
Aussichtslosigkeit, den eigenen Lebensstandard legal zu verbessern, entwickelte
sich die freie Piraterie, die keine religiösen oder politischen Grenzen
kannte. Doch die Anfänge der Piraterie liegen viel weiter
zurück... Die Antike
Zum ersten Mal wurde
Seeräuberei gegen 1350 v.Chr. von den Ägyptern schriftlich
erwähnt, obwohl es sie schon etwa seit 3000 v.Chr. gab.
Im Mittelmeer
entwickelte sich mit dem ersten größeren Warenaustausch per Schiff
auch die Piraterie.
Die Griechen und andere
Reiche nutzten die Piraterie, die übrigens eine angesehene, da wagemutige
Betätigung war, als zusätzliches rechtmäßiges Mittel der
Kriegsführung.
Daß sich dieses
Mittel, wie auch in den späteren Zeiten, schnell verselbstständigte,
ist kein Wunder. War der Krieg vorüber, so gab es eine große Anzahl
unbeschäftiger Männer, die ihre Familien zu ernähren hatten.
Also übten sie ihr Handwerk weiter aus...
Eines der
größten Piratenzentren im Mittelmeer war die Küste von Lykien
und Kikilien auf dem Gebiet der jetzigen Türkei. Alle bedeutenden
Handelsrouten führten an diesem Gebiet vorbei, so daß die
Handelsschiffahrt so stark bedroht wurde, daß die ersten Begleitschiffe
für den Schutz der Güter ausliefen und die Besatzungen stärker
bewaffnet werden mußten.
Im Mittelmeer wurde es
erst ruhiger, als die Römer in wenigen Schlachten die Piratenflotten
vernichteten und, wie in ihrem gesamten Einzugsgebiet, die Herrschaft und
Kontrolle übernahmen.
Jedoch gingen die Zeiten
des römischen Reiches zu Ende und damit auch die Ruhe im
Mittelmeer... Die Nordmannen kommen!
Im 8. und 9. Jahrhundert
wurde dieses zum prägenden Schreckensruf, wenn die Langboote der Wickinger
mit ihren wilden, unbarmherzigen Kriegern an Bord Siedlungen und sogar
Großstädte wie Rom und Paris plünderten und
brandschatzten.
Als erste mußten
christliche Stätten auf den britischen Inseln wie Iona und Lindisfarne
dieses Los ertragen, doch mit dem Ruf nach großer und einfach zu
erlangender Beute wurden die angreifenden Flotten der Nordmänner immer
größer, die an allen Küsten Europas landeten oder die
Flüsse hinauffuhren.
Irgendwann jedoch kam
der erste Sieg der Verteidiger und der Bann gegenüber den bisher
"Unbesiegbaren" war gebrochen.
Aufgrund des jetzt
herrschenden Widerstandes ließen die Überfälle stark nach. Die
Krieger wurden, weit verstreut, wieder zu seßhaften Bauern, den
Normannen.
Ihre größte
Niederlassung entstand in der Normandie. Die
Vitalienbrüder
Auch in
nordeuropäischen Kriegen wurde Seeräuberei als politisches
Druckmittel verwendet.
Als die
Vitalienbrüder, wie sie sich nannten, um 1400 aus der Ostsee vertrieben
wurden, machten sie den Handelsverkehr in der Nordsee unsicher.
Vor allem
Störtebecker und Godeke Michels wurden berühmt.
Die zerstrittene Hanse
hatte zuerst keinen großen Ehrgeiz an sicheren Handelsrouten. Erst, als
sie später massiv gegen die Piraten vorgingen, wurde dieses Problem bald
gelöst und die Rädelsführer gefaßt und
hingerichtet. Europa im Krieg
Piraterie und
Freibeutertum wurden auch verwendet, um die Streitigkeiten der
europäischen Reiche auf die See zu verlagern.
Die
Kanalküstenregionen waren erbittert verfeindet, Strandraub war
alltäglich und irische Fürsten wie Grace O´Malley wehrten sich
auch mit Seeräubereien gegen die englische Übermacht und
Blockade. Das Goldene
Zeitalter
Diese Epoche begann mit
den spanischen Eroberungen in Mittel- und Südamerika um 1600.
Die englische
Königin Elizabeth schickte die Kaperfahrer Drake und Hawkins aus, um den
Spaniern einen Teil der aztekischen und anderen ausgepreßten
Reichtümer abzunehmen.
Zudem wurden in den
Kriegen zwischen England, Frankreich, Spanien und Holland immer wieder
Kaperschiffe eingesetzt, um den Handelsverkehr und den Nachschub des Gegners zu
stören.
 Bukaniere und
Piraten
So wurden die
Männer der "Ehrenwerten Küstenbruderschaft" genannt. Die Bukaniere
(oder Flibustiere) waren nichtspanische Europäer, vornehmlich
französische Hugenotten, die es zu Beginn der Kolonialscharmützel
gegen Spanien in die Karibik getrieben hat. Sie bauten Siedlungen auf
Hispaniola und anderen Inseln und verdienten ihren Lebensunterhalt
hauptsächlich mit Ackerbau und der Jagd auf wilde Tiere, später auch
mit Freibeutertum und Piraterie.
Vor allem in der Karibik
und im indischen Raum sowie bei Madagaskar waren die größten Zentren
der Piraterie. Es gab dort regelrechte Festungen und Städte, in denen die
Beute verkauft und das Geld unter die Leute gebracht wurde.
Port Royal, Tortuga und
St. Augustin sind mit die bekanntesten Orte des bunten Piratentreibens, deren
Zeiten in der Karibik gegen 1720 zu Ende ging, auf Madagaskar bis ins 19.
Jahrhundert überdauerten.
Das Goldene Zeitalter
war endgültig vorbei. Andere
Schauplätze
Auch im Mittelmeer gab
es bis weit ins 19. Jahrhundert Piraten, vor allem von der nordafrikanischen
Küste aus. Die Barbaresken mit ihren Rudergaleeren waren selbst für
europäische Kriegsschiffe eine Gefahr.
Auch im asiatischen Raum
gab es ein weitläufiges Seeräubergewerbe. Wie alle anderen Kauffahrer
waren auch die japanischen und chinesischen durch Piraten gefährdet.
Ebenso waren die Seeräuber in Russland und dem Balkan weit
verbreitet. Piraten heute?!
Obwohl es kaum
vorstellbar ist, wird heutzutage nicht nur Kapitän Iglo von
Kinderseeräubern bedroht.
In den indonesischen und
phillipinischen Gewässern sowie vereinzelt in der Karibik gibt es immer
noch Piraterie, wobei nicht nur Segeljachten, sondern auch größere
Handelsschiffe gefährdet sind. Leider gibt es auch immer wieder Tote zu
beklagen.
Es gibt sie also noch
heute, und ein endgültiges Ende der Piraterie ist nicht absehbar...
[...] Historischer Abriß der Epoche
1492 Kolumbus entdeckt
Amerika; zuerst die Bahamas, Kuba und Haiti
1497-99 Vasco da Gama
segelt nach Indien
1517 Luthers
Thesenanschlag
1519-1522 Magellan
umsegelt die Welt
1519 Cortes erobert das
Aztekenreich
1534 Heinrich VIII. wird
Oberhaupt der englischen Kirche; die anglikanische Kirche wird
Staatskirche
1603 Elisabeth I.
stirbt 1608 Teleskop eingeführt
1640-1660 Hochzeit der
Hexenprozesse in Europa
1641 Kaffee in Europa
eingeführt
1642 Tod
Richelieus
1648 Der
Dreißigjährige Krieg endet
1648 Die vereinigten
Niederlande werden entgültig unabhängig von Spanien, nachdem schon
1640 Portugal wieder eigenständig wurde
1648 Paris erhebt sich
erfolglos gegen die Monarchie
1649-1650 Irland wird
durch Cromwell blutig unterworfen, viele Iren als Sklaven in die Karibik
verschleppt
1650 Juden kehren nach
jahrhundertelanger Verbannung nach England zurück
1651 Englische
Navigationsakte: nur englische Schiffe dürfen Güter zwischen den
Kolonien und dem Mutterland transportieren
1652-1674
Englisch-holländische Seekriege
1653 Cromwell besiegt
den englischen König Karl I.
1655 Jamaika wird, von
Spanien bestätigt englischer Besitz
1657
Füllfederhalter eingeführt
1665 Französische
Freibeuter setzten sich im Westen Hispaniolas fest
1665 Pestepedemie in
London 1666 Feuersbrunst wütet in London
1669 Erprobung der
ersten Taucherglocke
1670 Faltregenschirm
eingeführt
1672-1678
Holländischer Krieg gegen Frankreich
1680 Holland wird
Kolonialreich und verdrängt die Portugiesen im
Gewürzhandel
1682 Quaker William Penn
gründet Pennsylvania
1683 Die Türken
werden entgültig vor Wien geschlagen
1685 Den
französischen Prostestanten wird ihre Religion verboten
1685 Signalflaggen in
England vereinheitlicht
1688-1697 Frankreich im
Krieg mit Österreich, Spanien, England, Holland und Schweden
1692 Ein Erdbeben
zerstört Port Royal. Die Stadt versinkt fast vollständig im
Meer 1695 Katholikenverfolgung in Irland
1697 West-Hispaniola
wird offiziell Saint-Dominigue unter französischem Besitz
1701-1714 Spanischer
Erbfolgekrieg nach dem Tod Karl II.
1702 erste englische
Tageszeitung
1703 starke
Herbst-Unwetter in Europa; 40.000 Tote
1704 erster Lauf einer
Dampfmaschine
1707 England und
Schottland schließen sich zu Großbritannien zusammen
1709 Piano
eingeführt
1713 Holländischen
Kriege gegen Frankreich
1768-1777 Cooks
Reisen Berühmte Persönlichkeiten aus Politik und
Kultur
1564-1616 William
Shakespeare, Schriftsteller
1564-1642 Galileo
Galilei, Künstler, Wissenschaftler
1599-1658 Oliver
Cromwell, Revolutionär, Politiker
1606-1669 Rembrandt,
Künstler und Maler
1643-1727 Isaak Newton,
Physiker 1661-1731 Daniel Defoe, französischer Novellist
1649-1737 Antonio
Stradivari, Violinenbauer
1645-17?? A. O.
Exquemelin, holländ. Schrifsteller
1656-1742 Edmund Halley,
Astronom 1680-1743 Antonio Vivaldi, Komponist und Geiger
1685-1759 Georg
Friedrich Händel, Komponist Europäische Herrscher der
Epoche
England
1650-1685 Charles
II 1685-1689 James II
1689-1702 William
III 1702-1714 Anne
Frankreich
1643-1715 Louis
XIV Spanien
1665-1700 Karl
II 1700-1746 Philip V (von der Allianz bestritten)
Holland
1672-1702 William
III 1702-1747 John William
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