Hölle

Der Job bietet keine gute Perspektive für die Zukunft¸ die Angebetete hat weder Ahnung von den aufrichtigen Gefühlen¸ die ihr entgegengebracht werden¸ noch davon¸ dass sie der einzige Grund für die respektable Ausstattung des WG-Zimmers ist. Jamie führt kein Leben auf der Überholspur¸ hat sich aber mit den Gegebenheiten gut arrangiert und führt sein Leben ordentlich und nicht zu sorgenfrei. Bis er eines Tages auf dem Weg nach Hause beinahe einen Clown überfährt. Der Clown verliert ein Beutelchen¸ indem Jamie Drogen vermutet und welches er behält¸ in der WG besteht ja Bedarf. Ein Fehler¸ wie sich herausstellt. Denn der Clown kommt wieder ‐ und er bringt seine Freunde mit. Jamie und seine Freunde erfahren schnell am eigenen Leib¸ dass die Späße dieser Clowns nichts mit harmloser Zirkusposse gemein haben: Das Haus Jamies ist drei Tage später halb niedergebrannt¸ und er sowie sein Freund Steve finden sich von den Clowns entführt in eine Zwischendimension¸ die aus einem einzigen Zirkus zu bestehen scheint. Jamie wird von den Clowns zwangsrekrutiert und macht Bekanntschaft mit seiner dunklen und gewalttätigen Seite¸ dem Clown JJ¸ der immer zum Vorschein kommt¸ sobald er die Clownsschminke anlegt. Bald findet sich Jamie inmitten von Fehden zwischen den mordlustigen Zirkus-Bewohnern wieder. Eine Flucht erweist sich als fast unmöglich¸ zumal JJ¸ Jamies alter Ego¸ ziemlichen Gefallen an dem Schreckenszirkus findet. Kann Jamie sich einer geheimen Untergrundsbewegung im Zirkus anschließen¸ ohne befürchten zu müssen¸ dass JJ seine Mitstreiter verrät und sie alle dem Tod weiht?
Das mit dem ABC Award preisgekrönte Debüt von Will Elliot ist sehr ordentlich gelungen¸ obwohl die deutsche Übersetzung des Titels¸ (im Original "The Pilo Family Circus") mit "Hölle" ein wenig überambitioniert ist und so falsche Erwartungen weckt. Trotzdem bietet das Buch Lesevergnügen¸ die Geschichte entwickelt sich in angenehmen Tempo¸ und die Zirkuswelt ist als eigenständige Zwischenwelt stimmig konzipiert. Damit hat Elliot schlau vermieden¸ sich in komplizierten und schwer überschaubaren Weltentwürfen zu verlieren und so Unstimmigkeiten vermieden¸ die man von Erstlingswerken oft kennt. Man merkt daher zwar¸ dass Will Elliot noch kein alter Hase im Geschäft ist¸ auch sprachlich gibt es sicher noch Entwicklungspotenzial. Aufgrund der guten Konzeption¸ dem Wechsel von Horror- und komischen Elementen und der individuellen Charaktere ist der Roman jedoch trotzdem kurzweilig und unterhaltsam¸ also für ein Erstlingswerk bemerkenswert. Elliot beschreibt den oftmals sinnentleerten Humor der Clowns¸ der plötzlich in unkoordinierte Gewalt umschlägt¸ ohne zu explizit zu werden¸ und der Genremix aus Horror und Fantasy gelingt perfekt. Alles in allem ist das Buch lesenswert- oder auch gut für die Ohren¸ denn "Hölle" gibt es auch als Hörbuch der Lauscherlounge.
Eine Rezension von: Rebecca Hagelmoser http://www.geisterspiegel.de
