Regionalinfo: Königreich Almada

Das Königreich Almada' ist ein Regionenband¸ der wie das 'Herzogtum Weiden' oder 'Firuns Atem' in Softcover-Form erschien und nicht in einer Box. Hübsche Karten sind trotzdem beigelegt¸ der große Plan von Punin findet gleich Gefallen. Auch die Schwarzweißkarte von Almada in historischem Stil gefällt ungemein¸ wenn das auch noch in Farbe wäre¸ wäre diese altertümliche Karte ein richtiges Schmuckstück. Zu den sonstigen Innenillustrationen braucht man nur erwähnen¸ daß sie von Caryad stammen - gewohnt sehr gute Qualität also. Das Titelbild mutet an wie aus einem Zorro-Film¸ und ganz so unrecht hat man nicht¸ wie man in der Lektüre erfährt: handelt es sich hier doch um den mysteriösen 'El'Fenneq'¸ den Wüstenfuchs¸ der für die Unterdrückten kämpft. Auch 'El Zorro' bedeutet ja 'der Fuchs'¸ was braucht man also derlei Parallelen mehr. Wie aber Zorro nach Aventurien kommt¸ dazu müssen wir uns jetzt den Inhalt einmal ansehen....
Die Qualität einer Spielhilfe messe ich meist dadurch¸ daß ich beobachte¸ inwieweit sich mir beim Durchlesen Ideen für Abenteuer oder für das Spiel von einer Heldengruppe vor diesem Hintergrund einstellen. Um es gleich vorwegzunehmen¸ hier stellten sich zuhauf allerlei abenteuerliche und rollenspielinteressante Begebenheiten vor meinem geistigen Auge ein¸ mit Schmunzeln und Interesse liest man sich durch die Geographie dieses südlichen Königreiches. Am Ende des Bandes kommt man nicht umhin¸ den Autoren für diese gelungene Spielhilfe großes Lob auszustellen.
Wer allerdings High Fantasy oder Sword&Sorcery in Almada erwartet¸ der ist hier fehl am Platze. Nein¸ ähnlich wie das Horasreich ist das Königreich Almada ein Land der Helden mit Säbel und Degen¸ mit Reitkunst und Galanterie¸ mit stolzen Eigenheiten¸ Patriotismus und meist überschäumender Lebensfreude. Hier herrschen keine mittelalterlichen Zustände¸ hier finden wir uns im Spanien zu der Zeit der Frührenaissance.
Die südlichste Provinz des Mittelreiches liegt in der Form eines Halbmondes entlang des Yaquirs¸ des großen Südstroms¸ der bei Kuslik ins Meer mündet. Begrenzt vom Horasreich im Westen¸ von der Wüste Khom im Süden¸ von den Bergwäldern des Eisenwaldgebirges im Norden und von den Ausläufern des Raschtulswalles im Osten¸ hat sich hier im Yaquirtal ein blühendes¸ heißes Land entwickelt¸ das von Weinbau und Pferdezucht lebt. Die Bevölkerung hat eine wechselnde Geschichte hinter sich: Horasier¸ Tulamiden¸ Novadis¸ Mittelreicher¸ alle haben hier ihre Spuren hinterlassen und einen Menschenschlag geschaffen¸ der das Leben zu genießen und seine Heimat wohl zu verteidigen weiß. So erfährt man natürlich in dem Band alles über Lebensstil¸ Weinbau¸ Pferdezucht¸ vom höfischen Leben¸ von den Gaumenfreuden und von der Dichtkunst. Der geographische Teil stellt die Landesteile Ragathien¸ Südpforte¸ Waldwacht und Yaquirtal vor¸ aber auch das jenseits des Stromes liegende Emirat Amhallassih oder das wilde Niemandsland von Transbosquirien. Den Städten Punin¸ Ragath¸ Taladur und der Reichspfalz Crumrat sind größere Kapitel und je eine Karte gewidmet¸ damit sich der Spielleiter auch in diesen Städten gut zurechtfindet. All diese Beschreibungen sind wie erwähnt gut zu lesen und machen Spaß auf zukünftige Abenteuer in diesen Landstrichen.
Als besonderes Bonbon finden wir zwei neue Heldentypen im Almada-Heft: mit den 'Zahori' finden jetzt auch die fahrenden Zigeuner ihren Weg nach Aventurien. Sie scheinen zwar ein wenig nach den AD&D-Vistani aus Ravenloft abgekupfert¸ haben aber genug eigene interessante Wesenszüge und Eigenschaften¸ und für die Tänzerinnen der Zahori gibt es neue Zaubertänze¸ die ja bislang nur den Sharisads vorbehalten waren. Auf jeden Fall eine reizvolle Spielvariante¸ einen Vertreter dieses freiheitsliebenden¸ phex- und rahjaverehrenden Volkes zu spielen. Der zweite vorgestellte Heldentyp¸ der 'Etilianer' wirkt dagegen recht farblos¸ handelt es sich doch hier um einen Orden der Boron-Kirche¸ und diese wandernden Prediger bieten eben nicht so einen interessanten Hintergrund.
Abschließend werden noch die wichtigen Persönlichkeiten Almadas vorgestellt¸ auch seltsame und Gelichter fehlen nicht. Nachdem wir ein Wiedersehen mit dem Schelm Leirix aus Punin (jetzt 'Ritter von Unsinn zu Schwachfug') genossen haben und neben dem 'El'Fenneq' auch der Mime 'Omar Shadif' vorgestellt wurde¸ ist man fast versucht auf den Dom Ciquotte de la Mada zu treffen¸ aber dieser Bezug zum altertümlichen Spanien fehlt.
Sonst aber erkennt man viele Parallelen¸ das macht es dem Spielleiter leicht¸ sich in Almada gleich heimisch zu fühlen: Sonne¸ Wein¸ stolze Reiter¸ tapfere Freibauern¸ Unabhängigkeitskämpfer¸ Pferde¸ Magnaten¸ Blutrache und feurige Tänze - das ist eine Mischung¸ aus dem sich viele schöne stimmige Abenteuer¸ pardon¸ Campagnien!¸ ergeben. High-Fantasy-Welten gibt es ja bereits genug¸ das Land der Mada scheint daher besonders gut gelungen: für Rollenspiele der etwas eleganteren Art. Für Freunde dieses Genres jene kann man das 'Königreich Almada' guten Gewissens bestens empfehlen.
Eine Rezension von: Halle der Helden http://www.halle-der-helden.at
