Cthulhu Rollenspiel

Nach längerem Warten gibt es nun die fünfte Edition des Cthulhu-Grundregelwerks in der deutschen Übersetzung¸ Pegasus Spiele hat nach einigem Hin und Her schließlich doch die Rechte an diesem wohl bekanntestem Horror-Rollenspiel ans Land ziehen können. Und das beruhigt: bei dem Friedberger Verlag¸ der ja auch Midgard vertreibt¸ ist H.P.Lovecrafts Cthulhu sicherlich gut aufgehoben.
Das Regelbuch kommt in einer sehr¸ sehr schönen Aufmachung daher: ein stabiles dickes Buch im A4-Format¸ auf dessen Titel nur fragmentarisch irgendwelche Notizen zu erkennen sind¸ erst beim näheren Hinsehen offenbaren sich ein paar düstere Einblicke: trifft also genau den Hintergrund der meisten Cthulhu-Geschichten. Das formschöne Layout setzt sich konsequent durch das ganze Buch fort¸ womit man zum Schluß gelangt¸ daß die optische Präsentation wirklich vorbildlich gelungen ist.
Aber zum Inhalt: wie dem Rollenspieler bekannt ist¸ basiert das Rollenspiel Cthulhu auf den Werken des Schriftstellers H.P.Lovecraft¸ der einen Mythos von übernatürlichen Göttern schuf¸ die so mächtig und so alt sind¸ daß sie die Erde und ihre Bewohner für gewöhnlich nicht einmal wahrnehmen würden¸ wären da nicht immer wieder Kultisten¸ die mit Hilfe dieser Wesensheiten nach Macht und Einfluß streben oder ahnungslose Wissenschaftler¸ die mit Hilfe alter Manuskripte oder Artefakte ungewollt die Ruhe der 'Großen Alten' stören. Lovecrafts Geschichten und die meisten Cthulhu-Abenteuer handeln von Forschern¸ Schriftstellern oder Detektiven¸ die irgendwie in dieses 'kosmische Grauen' verwickelt werden; Hauptstrang der Stories ist es¸ die Geheimnisse nach und nach aufzudecken und dann mit möglichst wenig geistigem Schaden das Beste daraus zu machen.... Eines der Kennzeichen des Cthulhu-Rollenspiels ist daher auch ein Charakterwert¸ der sich 'geistige Stabilität' nennt: sinkt dieser zu sehr¸ dann droht Wahnsinn oder die Einweisung in eine Anstalt. Das Teuflische: je mehr man um den Mythos der 'Großen Alten' erfährt¸ desto mehr sinkt auch die geistige Stabilität. Diese Suche nach Geheimnissen und die Bewahrung der geistigen Gesundheit sind demnach Grundelemente jeder Cthulhu-Kampagne.
Schauen wir also¸ wie man dieses Thema im Regelbuch umgesetzt hat bzw. welche mittel der Spielleiter dazu erhält. Die Übersetzung ist sehr gut gelungen¸ hat ja doch Heinrich Glumpler (bekannt auch aus Midgard-Autor) schon für Laurin seinerzeit die vorige Edition übersetzt. Es beginnt wie gewohnt mit der Erschaffung eines Charakters¸ was recht schnell vonstatten geht: basiert ja doch Cthulhu auf einer abgespeckten Version von den einfach/genialen RuneQuest-Regeln: 8 Attribute und etliche Fertigkeiten¸ die man mit einem gewissen Prozentsatz beherrscht¸ auf die im Falle einer Probe mit dem W100 gewürfelt wird. Dazu natürlich der vom Mana abhängige Wert für die geistige Stabilität¸ Trefferpunkte¸ Magiepunkte¸ Einkommen. Da Charaktere bei Cthulhu in der Regel keine sehr große Lebenserwartung haben¸ ist es kein Fehler¸ wenn die Charaktererschaffung schnell vonstatten geht. Ein weiters Kapitel widmet sich noch dem Verlust von gS sowie dem Anwenden von 'Zaubern' (womit natürlich keine Fantasy-Feuerbälle gemeint sind¸ sondern meist sinistre Beschwörungen).
Der zweite Teil des Buches ist für den Meister gedacht: hier erfährt er sehr viel über die Bücher des Mythos (woraus man eventuell solche 'Zauber' lernen kann)¸ und schließlich folgt eine Auflistung aller in H.P.Lovecrafts erwähnten 'Monster'¸ die vom einfachen Tiefen Wesen bis zu den erwähnten Älteren Göttern reicht. Alles natürlich meist mit Illustration und mit Werten¸ wobei sich die meisten wohl erübrigen¸ da eine Konfrontation mit den größeren Brocken wohl chancenlos für die Spieler ist. Auch 'normale' Monster wie Geister und Tiere werden nicht vergessen. Abschließend gibt es noch eine größere Auswahl an Beschwörungs- und sonstige Zauber.
Um das erworbene Wissen gleich in die Praxis umzusetzen¸ folgen dann noch vier kurze Szenarien¸ die zwar kurz¸ aber ausreichend und mit aufsteigendem gS-Verlust ausgestattet sind: sehr gut¸ um in den Mythos hineinzuschnuppern und auch um dem neuen Spielleiter zu zeigen¸ worauf er bei einer Horrorsitzung achten soll.
Ein paar Spielhilfen runden das Buch ab: es gibt noch die Charakterblätter¸ eine Zeitleiste (Cthulhu spielt ja meist in den 1920er Jahren)¸ Entfernungstabellen¸ Einkaufslisten und vorgefertigte Spielercharaktere. Lobenswert ist es¸ daß Charakterblätter und Preislisten sowohl für das Spiel in den Jahren 1890 (viktorianisches Zeitalter; Midgard 1880) und für die 1990er Jahre mitgeliefert werden: man ist also nicht nur auf die 1920er beschränkt. Ein Index zum Schluß rundet das Werk ab.
Somit am Ende der Betrachtung angelangt¸ kann man sagen¸ daß die Übersetzung und Aufmachung von Cthulhu in jeder Weise gelungen ist. Um einiges detaillierter als die Laurin-Ausgabe von 1990 (aufgeteilt auf zwei Hefte) erfreut man den Spielleiter mit einer Fülle Infos sowohl für Spiel als auch mit Tips¸ wie Horror-Rollenspiele zu leiten sind. Selbst der erfahrenere Cthulhu-Master schmökert wohl gerne darin¸ und somit kann man das Cthulhu-Grundregelbuch mit Fug und Recht als ein äußerst hervorragend gelungenes Werk bezeichnen.
Eine Rezension von: Halle der Helden http://www.halle-der-helden.at
